Atomverhandlungen mit dem Iran – Eigendynamik im Inlandmarkt

04. November 2021

Gestern tagsüber moderat nachgebende Preise, aber alles im Rahmen. Nach ca. 19 Uhr dann aber ein grösserer Rutsch nach unten. Sollte für heute tiefere Inlandpreise für uns geben. Auf das «sollte» werde ich gegen Ende dieses Bulletins noch eingehen.

 

Gestern Abend wurde bekannt, dass der «Westen» (die EU und die USA) Ende November die Gespräche über die so genannten «Atomverhandlungen» offiziell wieder aufgenommen werden. Das im Jahre 2015 abgeschlossene und im 2018 vom damaligen US Präsidenten Trump bereits wieder einseitig aufgekündigte Abkommen hatte zum Inhalt, dass der Iran seine Produktion zur Herstellung von atomwaffenfähigem Plutonium einstellte und im Gegenzuge wieder als gleichberechtigter Rohölproduzent auf dem Weltmarkt erscheinen durfte.

 

Bereits im Frühsommer dieses Jahres waren die Wiederaufnahmen der Verhandlungen ein Thema, scheiterten aber wohl am Interesse des Westens und am Iran. Die aktuelle, weltweite Energie-Hochpreissituation, ausgelöst durch eine Energieknappheit bei Gas, Kohle und Öl, hat nun aber die Einstellung des Westens wie des Irans wohl grundsätzlich verändert. Um die nach Corona hochtourig laufende Weltwirtschaft nicht durch Inflation (wegen hoher Energiekosten) wieder abzuwürgen, benötigt der globale Wirtschaftsmotor generelle Schmierung mit zusätzlichem Rohöl. Und dieses kann der Iran liefern. Also werden die Verhandlungen für ein Wiedereinsetzen des damaligen Atomvertrages wieder aufgenommen.

 

Es wäre nun aber ein Trugschluss zu glauben, dass die aktuelle Hochpreisphase nun mit einem Schlag vorüber sein wird. Nein. Zuerst müssen die Verhandlungen ja erst wieder aufgenommen werden und dann wird es wohl lange, lange (Monate) dauern, bis alles unterschrieben und die ersten Tropfen iranischen Rohöls offiziell fliessen. Beim ersten Abkommen dauerte es meiner Erinnerung nach einige Jahre (2011 bis 2015) bis zum Abschluss.

 

Und nun noch zum eingangs erwähnten «sollte». Aktuell befinden wir uns in einer speziellen Versorgungslage. Wir, das heisst die Schweiz und Deutschland. Diverse Gründe (in diesen Berichten oft erwähnt) haben einen Engpass nicht nur beim Heizöl und den Treibstoffen, sondern auch bei Gas, Kohle und in der Folge Strom verursacht. Zudem erhöhen die Schweiz und Deutschland per 1.1.2022 die Abgaben auf fossile Treib- und Brennstoffe massiv. Dies hat die Nachfrage zusätzlich in die Höhe getrieben. Und auf dem Rhein können die Transportschiffe wegen sehr tiefem Wasserstand kaum die Hälfte der möglichen Last aufnehmen. Die Transportkosten gehen in die Höhe und die Schiffe sind bis weit hinaus ausgebucht, freie Kapazitäten sind kaum noch verfügbar. Und eine Besserung der Wasserführung zeichnet sich in der Regel, über Jahre gesehen, erst mit dem so genannten «Adventswasser» ab.

 

Es also absolut denkbar, dass selbst wenn die Börsen etwas nach unten gehen, die Preise in der CH für Heizöl, Benzin und Diesel konstant bleiben. Dies weil ganz einfach Heizöl, Treibstoff und Transportkapazitäten auf Wasser, Schiene und Strasse knapp, sehr knapp sind.

 

Börsendaten 4.11. 2021 um 08:25 Uhr

ICE-Gasoil NOV: $703.25 (-1.25$)

ICE-Brent JAN: $81.81 (-0.18$)

NY-Rohöl WTI DEZ: $80.38 (-0.48$)

US-Dollar/CHF: 0.9136 (+0.0017)

Kontakt

Gerber Energie

Birgistrasse 2
CH-8304 Wallisellen 

Tel 044 839 20 00 
Fax 044 839 20 09

E-Mail
infonoSpam@gerber-heizoel.noSpamch