10. Juni 2022
Gestern nach Eröffnung der Börse in London ein sehr geringer Rückgang der Ölwerte bis kurz vor den Mittagsstunden. Die Hoffnungen waren gross: Am Mittwoch dümpelten die Ölpreise noch gelassen vor sich Hin- und Her, mit einem Bewegungsvolumen von weniger als $30 / Tonne beim Gasoil London – und der Tag wurde fast auf selben Niveau verabschiedet, wie er begonnen hat. War das nicht der Startschuss für eine, doch mittlerweile schon lang ersehnte, Abwärtskorrektur? Leider nein. Und was für ein «Nein» das gestern war! Die Hoffnung heute Morgen auf tiefere Brenn- und Treibstoffe wurde regelrecht zunichtegemacht. In den letzten Monaten waren wir uns vieles gewohnt, mal $40 / Tonne beim Gasoil London runter; mal $60 Dollar / Tonne beim Gasoil London hoch – schon längst keine Seltenheit mehr. Doch gestern wurden wieder Massstäbe gesetzt, die wir so wahrscheinlich nicht erwartet hätten und auch in die Geschichtsbücher eingehen werden. Allein Gasoil London legte rund $105 / Tonne zu und das innerhalb von sieben Stunden. Ausgenommen vom Brent Heizöl, legten auch alle anderen Öl-Fertigprodukte ordentlich zu. Nur am 9./10. März 2022 hatten wir noch heftigere Bewegungen, aber dies waren absolute Ausnahmen (Beginn eines Krieges in Europa).
Natürlich gab es auch gestern wieder Mal neue Schlagzeilen und Gerüchte. Ob diese wirklich einen Preisanstieg in diesem Ausmasse rechtfertigen, ist mal so dahin gestellt. Nr.1 der Preistreiber waren die Unruhen in Libyen. Demonstranten begannen damit das östliche Ölfeld «Sahir» zu schliessen und drohten, die Verladungen in «Es Sider» und «Ras Lanuf» (Kleinstädte in Libyen) zu unterbrechen. Zudem spielen uns die Spannungen zwischen dem Westen und dem Iran nicht wirklich in die Karten. Auch da stockt es weiterhin mit positiven Ereignissen; der Iran lehnt eine Resolution der internationalen Atomenergiebehörden zur vollen Kooperation ab. Was für uns heisst, dass wir demnächst nicht mit einer Aufhebung der Ölsanktionen spekulieren können, was die Spannungen auf dem weltweiten Ölmarkt drastisch lockern würde.
«Dämpfend» für unsere Preise sorgte die Hoffnung auf eine schnelle Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in China. Zudem hat die Weltbank die globale Wachstumsprognose deutlich nach unten korrigiert, hauptsächlich wegen den Sorgen bezüglich des Krieges in der Ukraine. Ausserdem herrschte gestern um ca. 15:30 Uhr eine deutliche Überverkaufsstimmung, was die Anfälligkeit für einen (starken) Preisrückgang umso mehr bestärkt. Wir werden sehen, was uns der Freitag bringen wird. Aktuell bewegen wir uns preislich bald in Sphären, welche nur Anfang März für wenige Tage «bestaunt» werden durften – hoffen wir doch, dass wir diese Sphären möglichst bald wieder nach unten verlassen.
Börsendaten 10.06.2022 um 08:45h
ICE-Gasoil JUN: 1'371.25$
ICE-Brent AUG: 122.75$
NY-Rohöl WTI JUL: 121.22$
US-Dollar/CHF: 0.9783