Geopolitische Spannungen im Fokus

20. Dezember 2023

Eines der vorrangigen Themen, das derzeit die Ölmärkte beeinflusst, sind die geopolitischen Spannungen im Roten Meer. Die Tatsache, dass die USA eine Koalition ins Leben gerufen haben, um die Sicherheit auf der für den Ölhandel wichtigen Route über das Rote Meer (und durch den Suez-Kanal) zu gewährleisten, scheint bisher nicht alle davon zu überzeugen, dass man nun einfach zur Tagesordnung übergehen kann.

Der bedeutendste Risikofaktor liegt wohl in der potenziellen Eskalation des Konflikts mit den jemenitischen Houthi-Rebellen. Diese erhalten Unterstützung vom Iran, der sich einschalten könnte, falls es zu intensiveren Auseinandersetzungen zwischen der von den USA geführten Koalition und den Rebellen im Roten Meer käme. "Das stellt ein erhebliches Risiko dar, das der Markt berücksichtigen muss", kommentierte der Analyst Daniel Hynes von der ANZ Group Holdings die Problematik in einem Interview mit dem Nachrichtensender Bloomberg TV. Nach Informationen aus zuverlässigen Quellen wurde kürzlich berichtet, dass bereits Vorbereitungen für militärische Massnahmen getroffen werden, um den Houthi-Rebellen die Möglichkeit zu nehmen, weitere Handelsschiffe anzugreifen. Die Entscheidung über die Umsetzung dieser Massnahme steht jedoch noch aus, da die USA nach wie vor darauf hoffen, dass der Konflikt auf diplomatischem Weg beigelegt werden kann.

Dass die Marktteilnehmer vorerst weiterhin eine entspannte Versorgungslage einschätzen, wird durch die fortgesetzte Contango-Konstellation bei Brent und WTI verdeutlicht. In dieser Konfiguration sind Kontrakte mit früherem Lieferzeitpunkt günstiger als solche mit späterem Liefertermin. Im Falle von Brent ist zumindest der Sechs-Monats-Spread, der Preisunterschied zwischen dem Frontmonatskontrakt und dem Kontrakt mit einem Auslauftermin sechs Monate später, wieder leicht ins Minus gerutscht und hat damit eine Backwardation signalisiert. Bei dieser Konstellation sind die früher fälligen Kontrakte teurer als diejenigen mit einem späteren Auslauftermin, was auf eine angespanntere Versorgungslage hinweist.

Falls der Konflikt im Roten Meer anhält oder sich sogar weiter verschärft, könnte dies in Verbindung mit einer hohen Quotentreue der OPEC+ zumindest dazu führen, dass das im kommenden Jahr erwartete Überangebot deutlich geringer ausfällt als angenommen. Um jedoch ein deutliches Angebotsdefizit zu verzeichnen, müssten wahrscheinlich auch die Ölproduzenten ausserhalb der OPEC+ - insbesondere die USA - im kommenden Jahr die Prognosen stärker verfehlen.

Börsendaten 20.12.2023 um 08:45

ICE-Gasoil JAN: 792.00
ICE-Brent FEB: 79.38$
NY-Rohöl WTI FEB: 74.19$
US-Dollar/CHF: 0.8606

Rheinfracht nach Basel: 43.50

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