17. November 2021
Die Bullen scheinen nicht mehr ganz so einfach durch die Verteidigungsreihen der Bären nach oben tänzeln zu können – so wie es nun ziemlich genau 12 Monate lang der Fall war, nachdem am 9. November 2020 der erste Corona-Impfstoff zugelassen wurde. So wurden die Bullen auch gestern auf ihrem Erholungslauf nach oben nach einem vorgängigen, fünftägigen Rückgang, schon bald wieder eingebremst.
Nach einer also rund 12-monatigen Hausse, unterbrochen lediglich durch ganz wenige und mässige Korrekturen nach unten, scheint nun die Psychologie der Anleger an den Börsen noch nicht unbedingt nach unten zu drehen, aber der uneingeschränkte Glauben an eine Rückkehr zur Vor-Pandemie-Normalität scheint trübt sich spürbar ein. Schuld dürfte einerseits sein, dass die bei Zulassung der ersten Impfstoffe geglaubte 100%-ige Impfbereitschaft der Menschen bei weitem nicht eintraf und – vor allem – dass der Impfstoff nicht über den erwarteten (Langzeit) Schutz verfügte. Die Impfdurchbrüche und Anteil der nicht impfbereiten Bevölkerungsschichten haben das Ziel «Rückkehr zur Normalität» nach hinten verschoben. Zudem wurden die Energiepreise an den Börsen auf Grund von Spekulation, aber auch Disharmonie von Nachfrage und Angebot, sowie wohl politische Machenschaften, dermassen massiv und schnell in die «galaktische» Höhe getrieben, dass die Anleger-Euphorie nach und nach gedämpft wird. Und auch erneute, bzw. weitere Einschränkungen im Alltag sind trotz Impfstoffen und Medikamenten plötzlich nicht mehr ausgeschlossen. Es wird bewusst, dass die Rückkehr zum «Vor-Pandemie-Zeitalter» wie die Pandemie selbst in Wellen erfolgen dürfte und nicht wie erhofft in einem Zuge. Nicht ausgeschlossen, dass wir – börsentechnisch gesehen – die absolute Kursspitze gesehen haben oder allenfalls nicht mehr sehr weit davon entfernt sind.
Wir müssen aber – wohl noch für einige Wochen – unseren schweizer wie auch den deutschen Markt etwas different vom Weltmarkt betrachten: Massive Nachfrage seitens Endverbraucher wegen Steuererhöhung auf fossile Brenn- (CH) und Treibstoffe (BRD) per 1. Januar 2022, markanter Anstieg der Transportkosten auf dem Rhein ( Mitte Oktober noch CHF 25.- pro Tonne, aktuell ca. CHF 90.-/To), eine am Limit laufende Logistik auf der Strasse und auch auf der Schiene. Aufgrund dieser speziellen Konstellation sind massive Preisrückschläge in den kommenden Wochen in der CH und der BRD kaum zu erwarten. Aus mittelfristiger Sicht hingegen, allenfalls in den Frühling hinaus, sind Aussichten für Preise unter dem aktuellen Niveau, trotz Steuererhöhungen, möglich.
Börsendaten 17.11. 2021 um 08:15 Uhr
ICE-Gasoil DEZ: $698.50 (-3.25$)
ICE-Brent JAN: $82.03 (-0.40$)
NY-Rohöl WTI DEZ: $80.28 (-0.48$)
US-Dollar/CHF: 0.9318 (-0.0004)