06. Dezember 2024
Die Rohölmärkte stehen weiterhin unter Druck, nachdem die OPEC+ bei ihrer gestrigen Sitzung beschlossen hat, die geplante Lockerung der Förderkürzungen auf das zweite Quartal 2025 zu verschieben. Obwohl dieser Schritt zunächst als unterstützend für die Preise angesehen wurde, zeigte sich keine nachhaltige Erholung an den Ölbörsen. Stattdessen gaben die Preise am Donnerstag weiter nach. Analysten wie Priyanka Sachdeva von Phillip Nova führen dies auf die wachsenden Sorgen über eine schwache globale Nachfrage und ein Überangebot zurück. Die Marktteilnehmer ignorierten dabei sowohl den jüngst gemeldeten Rückgang der US-Rohölbestände als auch die verschobene Produktionssteigerung der OPEC+. Selbst die zuletzt nachgebende Stärke des US-Dollars konnte den Ölpreisen keine anhaltende Unterstützung bieten, da die Unsicherheit über die zukünftige Nachfragelage die Stimmung belastet.
Ein weiterer Faktor, der die Marktentwicklung beeinflusst, ist die US-Wirtschaftspolitik. Mit der Amtsübernahme der neuen Regierung unter Donald Trump und seinen angekündigten Importzöllen könnte die Inflation in den USA steigen, was die Fed unter Umständen dazu zwingt, ihren aktuellen Zinssenkungskurs zu überdenken. Für die bevorstehende Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses am 17. und 18. Dezember gehen Marktbeobachter jedoch von einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte aus. Der heute erwartete US-Arbeitsmarktbericht für November könnte diese Erwartungen bestätigen oder verschieben. Schwache Arbeitsmarktdaten dürften den Dollar unter Druck setzen und die Wahrscheinlichkeit für weitere Zinssenkungen erhöhen, könnten jedoch gleichzeitig auch als Signal für eine nachlassende Ölnachfrage in den USA interpretiert werden. Dies könnte die Ölpreise kurzfristig zusätzlich belasten.
Neben den makroökonomischen Faktoren bleibt die geopolitische Lage ein zentraler Unsicherheitsfaktor für die Ölpreise. Obwohl politische Spannungen immer wieder für kurzfristige Preissprünge sorgen, fehlt es derzeit an umfangreichen Angebotsausfällen, die eine nachhaltige bullishe Wirkung entfalten könnten. Die vorherrschenden Nachfragesorgen verhindern bislang eine stärkere Erholung der Preise, die trotz gelegentlicher Ausschläge insgesamt auf niedrigem Niveau bleiben.
Am Freitagmorgen testen die Rohölkontrakte an den Börsen ICE und NYMEX erneut ihre Abwärtsdynamik, konnten sich jedoch an den ersten Unterstützungsniveaus stabilisieren. Auf dem Schweizer Markt deutet sich rechnerisch weiteres Abwärtspotenzial an, da der EUR/USD-Wechselkurs in der Nähe seines Vortageshochs notiert. Die Entwicklung der Preise wird in den kommenden Tagen massgeblich von neuen Wirtschaftsdaten und der Stimmung an den internationalen Märkten beeinflusst.
Börsendaten 06.12.2024 um 08:51
ICE-Gasoil DEZ: 654.50
ICE-Brent FEB: 71.86
NY-Rohöl WTI FEB: 68.11
US-Dollar/CHF: 0.8795
Rheinfracht nach Basel: 20.50