22. September 2023
Gestern haben wir in unserem Marktbericht noch vermutet, dass die Luft für weitere, starke Impulse nach oben momentan dünn ist, da vor allem die bullishen Faktoren ausser Acht gelassen wurden und wenn überhaupt, nur teilweise Beachtung bekommen haben. Die Hoffnungen auf bessere Preise waren gross: Seit Ende letzter Woche konnte man eine leichte Abwärtskorrektur erkennen, welche sich bis gestern Morgen früh erstreckt hat. Von ca. 1’018$ / Tonne beim Gasoil London kehrten wir über mehrere Tage hinweg zurück zu 960$ / Tonne – ein Abschlag von fast 6% (!) innert nicht mal einer Woche. War dies nicht der Startschuss für eine lang ersehnte, ausschlaggebende Abwärtskorrektur? Leider nein. Und was für ein «Nein» das gestern war! Die Bullenbox wurde aus dem Nichts aufgeschlagen und die Bullen rannten los; ab 8 Uhr bäumten sich die Preise so langsam auf und spätestens ab den frühen Nachmittagsstunden gab es kein Halten mehr. Befeuert durch das von Russland neu verhängte Ausfuhrverbot für Diesel und Benzin, gingen die Kurse der gesamten Ölpalette zielgerichtet Richtung Norden. Allein Gasoil London (Berechnungsgrundlage unserer Brenn- und Treibstoffpreise) legte innerhalb weniger Stunden über 60$ / Tonne zu.
Doch was genau ist passiert und warum erholten sich die Preise am späteren Abend doch noch? Russland hat gestern ein Regierungsdekret erlassen, welches ein Ausfuhrverbot für Diesel und Benzin festlegt, dies gemäss Russland, um die Preise und die Versorgung mit Kraftstoffen im eigenen Land zu stabilisieren. Das Verbot, welches gestern festgelegt wurde, gilt für Diesel mit einem Schwefelgehalt von bis zu 500 ppm (parts per million) und für fertiges Benzin. In diesem Regierungsdekret wird das Verbot als «vorübergehend» bezeichnet, aber da es keine Hinweise darauf gibt, wie lange das dauern könnte, wurde die Gerüchteküche so ordentlich zum Brodeln gemacht – und da Ängste und Erwartungen die «Preise machen» bzw. in eine Richtung lenken – werden wir auch heute mit einem Auftrieb an der Börse rechnen können.
Wie im zweiten Abschnitt schon angeschnitten, war es gestern keine Einwegstrasse, was die Preise angeht. Es ging auch nach unten und dies nicht zu wenig. Nachdem die Bullen bis ca. um 18 Uhr am Ball geblieben waren, nahmen danach die Bären das Zepter in die Hand und sorgten dafür, dass sich die Preise über den Abend und den elektronischen Overnight-Handel hinweg um über 30$ / Tonne beim Gasoil London erholten. Diese, wirklich sehr marginale, Abwärtskorrektur war jedoch keineswegs nachhaltig. Summa summarum befinden wir uns also trotz allem noch in einem «Plus», jedoch wurde einiges abgedämpft. Grund hierfür dürfte wohl die gestern von der Fed (Federal Reserve, Zentralbank der USA) eingelegte Zinspause sein.
Börsendaten 22.09.2023 um 08:18
ICE-Gasoil OKT: 994.75$
ICE-Brent NOV: 93.67$
NY-Rohöl WTI OKT: 90.14$
US-Dollar/CHF: 0.9050
Rheinfracht nach Basel: 23.75