30. Dezember 2024
Die Ölpreise legten am letzten Montag des Jahres erneut zu, während das Handelsvolumen zwischen den Feiertagen erwartungsgemäss gering blieb. Marktteilnehmer konzentrieren sich zunehmend auf die Aussichten für 2025 und die zukünftige Entwicklung an den Ölbörsen.
Die Erwartung eines Überangebots dominiert weiterhin den Markt. Besonders das Produktionswachstum in Nicht-OPEC-Ländern wie den USA, Kanada und Brasilien sorgt für Druck auf die OPEC+. Dies stellt das Förderkartell vor Herausforderungen, da es ab dem zweiten Quartal 2025 geplant hatte, die freiwilligen Produktionskürzungen in Höhe von 2,2 Millionen Barrel pro Tag schrittweise abzubauen. Diese Entscheidung wurde jedoch bereits mehrfach verschoben, was Unsicherheiten zusätzlich verstärkt.
Ein weiterer zentraler Unsicherheitsfaktor ist die Nachfrage aus China. Trotz massiver Konjunkturpakete der chinesischen Regierung bleiben die Aussichten für die Ölimporte des Landes gedämpft. Allein vergangene Woche wurde ein Rekordpaket im Umfang von 3 Billionen Yuan (411 Milliarden US-Dollar) beschlossen und weitere Massnahmen könnten in Kürze folgen. Ob diese Finanzhilfen ausreichen, um die Nachfrage nachhaltig anzukurbeln, bleibt jedoch fraglich.
Ryan Fitzmaurice, Senior Commodity Strategist bei Marex, bleibt dennoch zuversichtlich: „Der weltweite Ölverbrauch erreichte 2024 ein Allzeithoch, obwohl China hinter den Erwartungen zurückblieb. Die niedrigen Ölvorräte und die jüngsten Wirtschaftsdaten lassen darauf schliessen, dass sich der Markt stabilisieren könnte, insbesondere wenn die Konjunkturmassnahmen Chinas 2025 Wirkung zeigen.“ Auch die weltweit sinkenden Zinsen könnten den Ölverbrauch fördern, fügte er hinzu.
Der Ölmarkt schliesst das Jahr jedoch mit einem Verlust ab. Seit Mitte Oktober bewegen sich die Preise in einer engen Spanne, geprägt von widersprüchlichen Marktimpulsen. Auf der einen Seite belasteten Bedenken zur chinesischen Nachfrage die Preise, während geopolitische Risiken wie die Unruhen im Nahen Osten für Auftrieb sorgten.
Ein bedeutender Unsicherheitsfaktor ist zudem die bevorstehende Amtseinführung von Donald Trump. Der Machtwechsel in den USA könnte erhebliche globale Auswirkungen haben. Besonders Trumps angekündigte Strafzölle auf Importe aus Ländern wie China, Kanada und der EU werfen Fragen auf. Für den Ölmarkt spielt jedoch vor allem seine Iran-Politik eine zentrale Rolle. Trumps designierter Nationaler Sicherheitsberater kündigte Mitte Dezember eine Politik des „maximalen Drucks“ gegenüber dem Iran an, was potenziell neue Spannungen in der Region erzeugen könnte.
Kim Kwangrae, Rohstoffanalyst bei Samsung Futures, betont: „Das entscheidende Thema für den Ölmarkt wird die politische Ausrichtung während Trumps zweiter Amtszeit sein.“ Zudem sieht er die Gefahr, dass die OPEC+ angesichts des erwarteten Überangebots und der schwachen Nachfrage den optimalen Zeitpunkt für die Rückkehr zu höherer Produktion verpasst hat.
Trotz der insgesamt bearishen Aussichten für den mittelfristigen Ölmarkt gibt es kurzfristig positive Impulse. Jüngste Daten des DOE zeigen deutliche Rückgänge bei den US-Rohölbeständen, was den Markt stützt. Hinzu kommt, dass die chinesische Regierung offenbar bereit ist, weitere umfassende Massnahmen gegen die Konjunkturschwäche zu ergreifen.
Fazit: Während das Jahr 2024 mit gemischten Signalen endet, bleibt die Zukunft des Ölmarkts von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Insbesondere die geopolitischen Entwicklungen und die Nachfrageentwicklung in China werden 2025 entscheidende Faktoren sein.
Börsendaten 30.12.2024 um 08:44
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