03. November 2021
Gestern tendenziell leicht nachgebendes Niveau in London wie in NY. Das wird uns heute sanft tiefere Heizöl- und Treibstoffpreise bringen.
Aber leider sind im Moment nicht nur die Energiebörsen die Match entscheidenden Faktoren – wie dies in «normalen» Zeiten üblich ist. Aktuell wird der Preis vor allem durch die Verfügbarkeiten an Treib- und Brennstoffen in den In- und Auslandlägern sowie und vor allem durch die Verfügbarkeit in der Logistik im In- sowie im Ausland bestimmt. Durch Steuererhöhungen in der CH (CO2-Erhöhung um CHF 6.85%Lt) und der BRD (Steuererhöhung auf Treibstoffe) auf den 1.1.2022 sind die Transportkapazitäten auf dem Rhein und der (Eisenbahn) Schiene anscheinend weitgehend ausgebucht. Und auch im Inland läuft die Logistik im Verteilernetz am Anschlag. Also bedeuten fallende Ölkurse in London und NY nicht zwangsläufig auch umgerechnet gleich stark fallende Inlandpreise.
Auf weite Sicht für die kommenden Monate breiten sich infolge der hohen Energiepreise – vor allem bei Öl und Gas – düstere Wolken am (Wirtschaft) Himmel ab. Vor allem in den USA. Seit Mai 2021 liegt dort die Inflation bei 5% oder höher. Verursacht unter anderem durch hohe Rohstoff- und vor allem sehr hohe Ölpreise, und da vor allem Benzinpreise. Und es ist hinlänglich bekannt, dass das Auto und somit der Benzinpreis DAS Goldenes Kalb für die Amerikaner sind und auch schnell zum Politikum werden, bzw. die Politik massgeblich beeinflussen. So geschehen jetzt bei den Gouverneurswahlen in Virginia, wo der republikanische Kandidat seinen demokratischen Widersacher auf der Ziellinie abgefangen hat. Laut Umfragen war unter anderem hauptsächlich der hohe Benzinpreis ausschlaggebend, dass die sonst demokratische Wählerschaft Präsident Bidens’ Kandidat in letzter Minute eine Abfuhr erteilte. Und Virginia soll gemäss Experten und Statistikern der Gradmesser, für die im nächsten Jahr stattfinden Kongresswahlen sein. Das heisst, dass Präsident Biden, dessen Umfragewerte so tief wie noch nie liegen, sich unbedingt etwas einfallen lassen muss, um des Amerikaners liebstes Spielzeug, das Auto und somit den Benzinpreis, wieder attraktiv zu machen. Zum Beispiel die vorantreiben der Öl-Förderung durch die umstrittene Fracking Industrie («Schieferöl»).
Also gut möglich, dass irgendwann im kommenden Jahr, wenn alle (europäischen) Engpässe überwunden sind, das hohe Ölpreis-Gefüge ins Rutschen geraten könnte. Bis dahin werden wir uns aber wohl oder übel mit dem hohen Preisniveau abfinden müssen.
Börsendaten 3.11. 2021 um 08:25 Uhr
ICE-Gasoil NOV: $716.25 (-5.75$)
ICE-Brent JAN: $83.66 (-1.06$)
NY-Rohöl WTI DEZ: $82.58 (-1.33$)
US-Dollar/CHF: 0.9138 (-0.0010)